Reit-Therapie

Getragen werden

Pferde sind Herdentiere und daher mit einem sensiblen, sozialen Sensorium ausgestattet. Sie reagieren auf feinste Signale des Körpers wie Körperhaltung, Gestik, Mimik und Melodie der Stimme auch gegenüber uns Menschen.

Pferde können viel mehr als Biofeedback-Geräte: Sie sind lebendige Wesen, die unsere körperlichen Befindlichkeiten und unsere psychische Stimmungslage nicht nur fein spiegeln sondern sensibel, ehrlich und vorurteilsfrei beantworten. So kann ein feinfühliger, berührender Dialog zwischen Mensch und Pferd entstehen.

Pferde können uns tragen, sowohl im körperlichen als auch im psychischen Sinne. Ihr Schritt ähnelt vom Takt her dem menschlichen Schritt. Je nach individuellem Lebensweg kann der oder die so Getragene über die Körpererinnerung positive Ressourcen aktivieren oder mögliche Defizite im Getragenwerden erleben und verarbeiten.

Über die vielfältige Arbeit mit und auf dem Pferd können Ressourcen erkannt und gefördert werden und psychische und körperliche Dysfunktionalität erlebt, verarbeitet und ausgeglichen werden.

Weshalb ist der Zugang zu unserer Körperlichkeit so bedeutsam

Unsere Gefühle drücken sich über den Körper aus. Weinen, Angst oder Wut werden durch den Körper erlebt. Jedes Gefühl findet sein Echo im Körper. Jede Kränkung, jeder Stress und jedes Trauma führen zu einem Niederschlag im Körper, z.B. in Form von Muskelverkrampfungen, -erstarrungen, inneren Spannungen oder Übererregtheit. Dadurch können unerträgliche Gefühlszustände entstehen. Oft versuchen Menschen, diese durch Selbstverletzung oder Suchtmittel zu bewältigen.

Wichtig ist auch, dass der Körper wie das Gehirn all diese mit Gefühlen verbundenen Erfahrungen abspeichert. Wir können uns auch über den Körper an alte seelische und körperliche Verletzungen erinnern.

Die Trauma-Forschung hat wichtige Erkenntnisse über die Wechselwirkung zwischen Körper und Psyche erbracht. Heute spricht man in der Psychotherapie auch von „embodied Science“.